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Ernst Gamperl in Hamburg bei Hilde Leiss

Jun 3rd 2016, 23:40 - Permalink

( Link Text )Innovation und Tradition miteinander zu verbinden ist in unseren Zeiten ganz offenkundig das große Problem. "Neu" oder "gestrig", das sind die Kriterien anhand derer die gestalteten Dinge unserer Welt oftmals nur in Sekundenbruchteilen be- oder verurteilt werden. Ein problematisches Kriterium, das fast nie den Dingen gegenüber gerecht wird.

Und dennoch: Bei den Arbeiten von Ernst Gamperl stellt sich die Frage erst gar nicht. Sie sind da, präsent, mit großer Kraft, begeistern den Betrachter, der stets etwas Neues, Anderes, noch nie Gesehenes entdeckt - und dies seit mittlerweile fast zwei Jahrzehnten.

Es ist das Geheimnis von Ernst Gamperl, dem Werkstoff Holz mit einer tradierten Technik immer wieder neue Facetten scheinbar spielerisch abzugewinnen, die stets selbstverständlich im Heute stehen und mit denen wir uns mit Freuden eine Zukunft vorstellen.

Und was noch erstaunlicher ist, so geht es inzwischen Sammlern nicht nur in Europa, sondern auch in Japan, Korea und den USA. Die Kunst des Ernst Gamperl hat die Welt erreicht!

Prof. Dr. Florian Hufnagl
Die Neue Sammlung
Museum für angewandte Kunst und Design in der Pinakothek der Moderne

Eher durch Zufall kam Ernst Gamperl während seiner Lehrjahre als Schreiner zum Drechseln und begann seine bis heute nicht enden wollende Liebesaffäre mit dem Werkstoff Holz.

Die Tatsache, daß er ohne Vorkenntnisse, als Autodidakt sein Metier erlernte, war der Grund für seine sehr freie Herangehensweise an diesen Beruf. Von Beginn an an setzte er sich unaufhörlich mit demselben Thema auseinander. Und bis heute wird immer und immer wieder Ähnliches wiederholt, über Details immer und immer wieder improvisiert, immer und immer wieder Strukturen und Profile aneinandergereiht, um schließlich ein völlig neues, noch nie gesehenes Ganzes entstehen zu lassen.

Während er früher nach kostbaren und exotischen Hölzern Ausschau hielt, bevorzugt Ernst Gamperl heute europäisches Holz wie Ahorn, Rotbuche, italienische Olive und vorwiegend Eiche.

In den ersten Jahren seines Schaffens drehte er aus frischem Holz „Rohformen“, die lange trocknen mußten, um dann weiterverarbeitet werden zu können, verwendet heutzutage jedoch ausschliesslich nasses Holz für seine Objekte.

Die frühen Arbeiten überzeugten durch handwerkliche Präzision und klare Gestaltung, die neueren Gefässe durch minimalistische , archaische Formen und Oberflächen, die das Material kraftvoll zur Geltung bringen.

Die Skulpturen von Ernst Gamperl sind nicht einfach nur gedreht, sie sind die Ernte einer langen, geduldigen und intensiven Auseinandersetzung mit seinem Werkstoff: Holz.

In den letzten 20 Jahren studierte er dessen Eigenschaften während des Trocknens und deren Einfluss auf die Form der Skulptur.

Er weiß, dass er nur im Dialog mit dem Material arbeiten und dem Holz nie eine Form aufzwingen kann. Diese zu erkennen und herauszuarbeiten empfindet er als beflügelnde Herausforderung.

Geschwungene Ränder und Ausbuchtungen entstehen durch die natürliche Ver-formung des Holzes. Ebenso wie Äste und Wachstumsun-regelmäßigkeiten, Risse und Bruchstellen, die er ganz bewusst repariert und kontrolliert, sind sie Teil der Gestaltung. Die dem Werkstoff innewohnende Ausdruckskraft, seine Zeichnung, Maserung und Farbigkeit, seine Weichheit oder Härte, kompakte Schwere oder hauchdünne Transparenz wird durch die Bearbeitung der Oberfläche noch unterstrichen, etwa durch Wachsen und Polieren, Herausbürsten der Adern oder Einschneiden feinster paralleler Rillen, oder durch Kontrastierung glatter, spiegelnder mit rauhen, und genarbten Flächen.

Um mit dem Architekten Louis I. Khan zu enden – „Frag das Holz was es sein möchte“ – Ernst Gamperl hat die Fähigkeit aus dem Holz hervorzulocken was es sein möchte. Und das ist großartig. (Link Text )